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Vitamin D – ein Hormon für das Leben

    Vitamin D – ein unterschätzter Schlüssel zur Gesundheit

    Vitamin D gilt als Sonnenvitamin – und tatsächlich ist die Sonne unsere wichtigste Quelle dafür. Doch gerade in Deutschland, wo wir viele Monate im Jahr wenig UV-Strahlung abbekommen, sind Mangelzustände weit verbreitet.

    Ein lesenswerter Artikel von Prof. Dr. Jörg Spitz fasst zusammen, wie wichtig Vitamin D für Knochen, Immunsystem, Herz und sogar das Gehirn ist. Ich habe den Beitrag gelesen und möchte Ihnen hier die wichtigsten Punkte – ergänzt durch meine ärztliche Einschätzung – vorstellen.

    Wie Vitamin D im Körper wirkt

    Vitamin D ist streng genommen kein Vitamin, sondern ein Hormonvorläufer. Erst in der Leber und Niere wird es in seine aktive Form, Calcitriol, umgewandelt. Dieses Hormon beeinflusst über 200 Gene – ein Hinweis auf seine weitreichende Wirkung im Körper.

    Die wesentlichen Aufgaben:

    • Regulierung von Kalzium- und Phosphatstoffwechsel
    • Erhalt von Knochen- und Muskelkraft
    • Unterstützung des Immunsystems
    • Schutz von Herz, Gefäßen und Gehirn

    Aus meiner Sicht zeigt sich hier, dass Vitamin D keine Nebensache ist – sondern ein zentraler Faktor für Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

    Wie entsteht Vitamin D – und woher kommt es?

    QuelleAnteil an der GesamtversorgungBeispiele / Hinweise
    Sonnenlicht (UV-B-Strahlung)ca. 80 %Haut bildet Vitamin D aus 7-Dehydrocholesterin
    Nahrungca. 20 %Fettreicher Fisch, Eier, Milchprodukte
    Speicherung im KörperIn Fettgewebe und Muskulatur; wird bei Aktivität freigesetzt

    Im Winter reicht die Sonne in Deutschland nicht aus, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Schon ab Oktober steht die Sonne zu tief, die UV-B-Strahlung ist zu schwach.

    Aus meiner Sicht sollte daher jeder Mensch spätestens im Spätherbst seinen Vitamin-D-Spiegel prüfen lassen. Besonders ältere Menschen, Schwangere und Herzpatient:innen sind gefährdet.

    Wie viel ist genug?

    Bewertung25(OH)D-Wert im BlutBeurteilung
    < 20 ng/mlMangelGesundheitsrisiko, Supplementierung nötig
    20–30 ng/mlgrenzwertighäufig im Winter
    30–50 ng/mlausreichendBasisversorgung
    50–80 ng/mloptimalfür viele positive Effekte
    > 100 ng/mlzu hochRisiko für Überdosierung

    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 800 IE Vitamin D täglich. Nach Erfahrung vieler Ärzt:innen – auch meiner eigenen – reicht das bei den meisten Menschen jedoch nicht aus, um über 30 ng/ml zu kommen.
    Eine Dosierung zwischen 1.000 und 4.000 IE pro Tag ist oft besser geeignet, um einen stabilen Spiegel zu erreichen.

    Die Realität in Deutschland

    Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) haben:

    BevölkerungsgruppeAnteil mit Vitamin-D-Mangel (< 30 ng/ml)
    Erwachseneca. 90 %
    Kinder und Jugendlicheähnlich hoch
    Säuglingemeist ausreichend (durch Supplemente)

    Diese Zahlen sind alarmierend. Aus meiner Sicht handelt es sich um eine der größten unterschätzten Gesundheitslücken unserer Zeit – vergleichbar mit Bewegungsmangel oder ungesunder Ernährung.

    Wofür Vitamin D wichtig ist

    Prof. Spitz fasst die bekannten positiven Effekte übersichtlich zusammen. Ich habe die wichtigsten Punkte in eine kompakte Übersicht gebracht:

    WirkungBeschreibung
    Fertilität & SchwangerschaftFördert die Spermienbeweglichkeit, verbessert Eizellreifung, senkt Frühgeburtsrisiko um 60 %
    ImmunsystemAktiviert Abwehrzellen, senkt Infektanfälligkeit um bis zu 60 %
    Herz & KreislaufReguliert Blutdruck, wirkt antientzündlich, günstig bei KHK und Herzinsuffizienz
    StoffwechselReduziert Risiko für Typ-2-Diabetes
    Gehirn & NervenSchützt Nervenzellen, senkt Demenzrisiko
    KrebspräventionHemmt Tumorwachstum, senkt Metastasierungsgefahr
    Muskulatur & AlterStärkt Muskulatur, verringert Sturz- und Pflegebedürftigkeit

    Aus meiner Sicht zeigen diese Zusammenhänge: Vitamin D ist kein Wundermittel, aber ein breit wirksamer Gesundheitsfaktor, der an vielen Stellen ansetzt – besonders im Zusammenspiel mit Bewegung, Ernährung und Stressmanagement.

    Vitamin D in Schwangerschaft und Fertilität

    In klinischen Studien reduzierte die tägliche Gabe von 4.000 IE Vitamin D während der Schwangerschaft Komplikationen sowohl bei Mutter als auch beim Kind. Frühgeburten und Autoimmunerkrankungen traten seltener auf.

    Nach meiner Erfahrung ist die Überprüfung des Vitamin-D-Spiegels bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt. Viele meiner Patientinnen profitieren davon deutlich – körperlich und psychisch.

    Vitamin D und das Immunsystem

    Mehrere Studien zeigen: Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel reduziert das Risiko für Atemwegsinfekte um bis zu 60 %. Bei Kindern wurden sogar 83 % weniger Asthmaanfälle beobachtet.

    Während der COVID-19-Pandemie zeigte sich zudem, dass niedrige Vitamin-D-Werte (< 10 ng/ml) mit einer deutlich höheren Sterblichkeit verbunden waren.

    Aus meiner Sicht verdeutlicht das: Vitamin D stärkt nicht nur die Abwehr, sondern kann im Krankheitsfall den Verlauf abmildern – besonders bei älteren oder chronisch kranken Menschen.

    Vitamin D und Herz-Kreislauf-System

    Vitamin D beeinflusst das Renin-Angiotensin-System, wirkt gefäßerweiternd und antientzündlich. Studien deuten auf eine positive Wirkung bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und koronarer Herzkrankheit hin.

    Nach meiner Erfahrung verbessert sich die Belastbarkeit vieler Patient:innen spürbar, wenn ein Mangel behoben wird – auch, weil Muskelfunktion und Stoffwechsel harmonischer arbeiten.

    Vitamin D und Krebs

    Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel wird mit einem höheren Risiko für verschiedene Krebsarten – etwa Brust-, Darm- und Prostatakrebs – in Verbindung gebracht.

    Allerdings: Nicht alle Studien zeigen einen klaren Zusammenhang.

    Aus meiner Sicht ist die aktuelle Datenlage so zu verstehen: Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel kann das Risiko senken und möglicherweise das Fortschreiten bremsen, ersetzt aber keine onkologische Therapie. Es ist ein Baustein – kein Allheilmittel.

    Warum Studien widersprüchlich sind

    Die Forschung zu Vitamin D zeigt teils unterschiedliche Ergebnisse. Gründe dafür:

    UrsacheBeispiel
    Unterschiedliche Dosierungenzu geringe oder zu seltene Einnahme
    Keine Ausgangswerte erhobenMangel blieb unbemerkt
    Kurze StudiendauerLangzeiteffekte nicht sichtbar
    Unterschiedliche Zielwertemal 20 ng/ml, mal 30 ng/ml als „ausreichend“ definiert

    Nach meiner Erfahrung sind die besten Ergebnisse zu erwarten, wenn Vitamin D kontinuierlich eingenommen wird – täglich oder wöchentlich, nicht nur sporadisch. Eine gute Begleitung durch Laborwerte ist dabei entscheidend.

    Empfehlungen für die Praxis

    ZielgruppeEmpfohlene Tagesdosis (Richtwert)Bemerkung
    Gesunde Erwachsene1.000–2.000 IEbesonders im Winter
    Schwangere / Stillende2.000–4.000 IEunter ärztlicher Kontrolle
    Ältere Menschen2.000–4.000 IEwegen verminderter Hautsynthese
    Herzpatient:innen2.000–4.000 IEKontrolle von Blutwerten empfohlen

    Ergänzend sinnvoll: Vitamin K2 und Magnesium, da beide den Kalziumstoffwechsel unterstützen.

    Sicherheit und Kontrolle

    Ein zu hoher Vitamin-D-Spiegel ist selten, aber möglich – meist durch Überdosierung über Monate. Warnzeichen sind Übelkeit, Appetitlosigkeit oder erhöhter Kalziumwert.

    Deshalb empfehle ich:

    • Vor Beginn und nach 3–6 Monaten: Laborcheck (25-OH-D und Kalzium)
    • Danach jährliche Kontrolle, besonders bei Dauereinnahme

    Mein Fazit

    Aus meiner Sicht ist Vitamin D eines der wichtigsten, aber oft unterschätzten Elemente moderner Gesundheitsvorsorge.

    Es stärkt Knochen, Immunsystem und Herz, unterstützt die Psyche und kann vor schweren Krankheiten schützen. Entscheidend ist jedoch die richtige Dosierung und die individuelle Anpassung – keine pauschalen Megadosen, sondern gezielte Versorgung.

    Kurz gesagt:

    Ein gesunder Vitamin-D-Spiegel ist keine Modeerscheinung, sondern Basisprävention – einfach, sicher und wissenschaftlich sinnvoll.

    Praktische Tipps für den Alltag

    • Sonnenlicht nutzen: 15–20 Minuten Sonne täglich ohne Sonnencreme auf Gesicht und Armen reichen im Sommer oft aus.
    • Regelmäßig messen: Im Herbst den Blutwert kontrollieren lassen.
    • Kontinuierlich einnehmen: Lieber täglich kleine Mengen als selten große Dosen.
    • Auf Kombination achten: Vitamin D wirkt besser zusammen mit Magnesium und K2.
    • Gesamtbild im Blick behalten: Bewegung, Ernährung und Schlaf bleiben unersetzlich.

    Schlussgedanke

    Vitamin D ist kein Allheilmittel – aber ein stiller Unterstützer, der in vielen Bereichen des Körpers wirkt.
    Gerade für Herz, Kreislauf und Immunsystem ist eine ausreichende Versorgung ein wesentlicher Baustein für Gesundheit und Lebensqualität.

    Oder, um es mit den Worten von Prof. Spitz zu sagen:

    „Vitamin D ist ein Hormon für das Leben.“

    Dem kann ich mich nur anschließen.


    Quelle:
    Prof. Dr. med. Jörg Spitz (Springer Medizin, 2025) „Wer braucht wann wie viel Vitamin D?“